Roikier
Das ehemalige Katendorf Roikier ist über einen langen Zeitraum an den Grenzen mehrerer alter Siedlungsräume entstanden. Erstmalig wird in diesem Raum, der sich als Wald- und Sumpfgelände ausbreitete, im Jahre 1621 eine königliche Kate Nübelholtz erwähnt. Die Landfläche gehörte zu verschieden umliegenden Siedlungsbezirken: Hattlund, Gintoft und besonders zu Kalleby (daher auch heute noch die Katasterbezeichnung „Gemarkung Kalleby“).
Aber bereits 1648, als im Laufe der fortschreitenden Rodungs- und Kultivierungsarbeiten mehrere Katen entstanden, wird der Ortsname Roy-Kjer genannt. Roy steht für Rodung und Kjer für Bruch- oder Sumpfland. Roikier bedeutet also gerodeter Bruchwald (dänisch: Rojkær). Die siedelnden Kätner machten das Land für sich urbar. Vor der Besiedlung war dieser Raum über drei parallele Verkehrswege von West nach Ost mit Kalleby verbunden. Im Rahmen der Besiedlung ist aus Roikier ein charakteristisches Dorf entstanden, das sich entlang der neu geschaffenen Straße von Süd nach Nord entwickelt hat.
Die damaligen Kätner waren selbständig und unabhängig, sie unterstanden keinen Gutshöfen. Die Landflächen waren klein und fast alle Kätner waren Handwerker, Arbeiter, Kaufmann oder Gastwirt und betrieben die Landwirtschaft als Nebenerwerb.
Im Rahmen der Selbstverantwortung waren sie gefordert, alle Dinge des Gemeinwesens selbst zu regeln. Aus dieser Notwendigkeit heraus wurde im Jahre 1821 eine Dorfbeliebung aufgestellt und die Nachbarschaftsgilde gegründet, mit der sie sich selbst die Regeln festschrieb. Ein Großteil der damals festgelegten 10 Statuten ist heute in der durch andere Gesetze geregelten Gesellschaft gegenstandslos geworden. Die Nachbarschaftsgilde hat alle Gebietsreformen überstanden. Sie hat zwar heute nicht mehr die Bedeutung für eine dörfliche Solidargemeinschaft wie in der Zeit der Gründung.
Mindestens die Präambel der Statuten möge nicht aus dem Bewusstsein der im Dorf lebenden Menschen verdrängt werden oder in Vergessenheit geraten:
„Weil wir eine Nachbarschaftlich Comüne für uns selbst geworden sind, so haben wir, um allen Zank und Streit zu vermeiden, sämtliche nachfolgenden Punkte genämigt.“
Die alljährliche Neujahrsversammlung erinnert an das bewährte Brauchtum, dörfliche Dinge miteinander zu besprechen und zu regeln und Nachbarschaft zu pflegen.
Im Jahre 1867 wird Roikier als Gemeinde gebildet und bleibt mit Friedrichstal, Fuchsgraben, Mühlendamm und Philipsthal sowie einer 84 ha großen Waldfläche der Horstkoppel (Teil des Forstgutsbezirks Glücksburg) bis 1970 eine eigenständige Gemeinde, die sich dann mit der Gemeinde Quern zusammenschließt und schließlich ab 2013 zur Gemeinde Steinbergkirche gehört.
Quellen der Ortsnamen und Daten:
Chroniken des Kirchspiels Quern-Neukirchen, Bände I, II und II-2009
Topographie der Landschaft Angeln, Berthold Hamer, Bände I und II,
Jensen’s Angeln, Ausg. 1922
Beschreibende Zusammenfassung:
Erich Petersen